Plasmaspender sind Lebensretter
Blutplasma ist ein äußerst wertvoller Stoff: für Menschen, die ohne dieses Plasma nicht überleben könnten.
So oft wie Hans G. tun es in Berlin nur wenige: Seit mehr als 33 Jahren kommt er ins Berliner CSL Plasmacenter. Vor Kurzem hat er sich zum 1.000 Mal auf die Liege gelegt und Plasma gespendet. Auslöser für seinen ersten Besuch im Jahr 1979 im CSL Plasmacenter war ein Zeitungsartikel mit dem Titel „Helfen Sie Menschen, indem Sie zum Plasmaspenden kommen!" Hans G. hat schnell erkannt, dass sein Plasma ein äußerst wertvoller Stoff ist: für Menschen, die ohne dieses Plasma nicht überleben könnten. Denn in der klaren Flüssigkeit, die 55 Prozent des menschlichen Blutes ausmacht, sind u. a. spezielle Eiweiße, Proteine, gelöst. Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen. Fehlen sie im Blut, z. B. aufgrund eines angeborenen Defekts oder einer Krankheit, kann das für die Betroffenen lebensbedrohliche Folgen haben. Sie sind angewiesen auf Medikamente, die ihnen die lebenswichtigen Eiweiße zur Verfügung stellen – die wiederum aus Plasmaspenden gewonnen werden. Plasmaspender können also mit Recht von sich behaupten, Lebensretter zu sein!
Hans G. und mit ihm zahlreiche Plasmaspender in ganz Deutschland, die regelmäßig eines der CSL Plasmacenter aufsuchen, helfen Menschen, die an seltenen, aber schwerwiegenden Krankheiten leiden. Dazu zählen zum Beispiel angeborene Immundefekte, Erkrankungen also, durch die das Immunsystem der Betroffenen nicht richtig funktioniert. Die Folge: Menschen mit einem angeborenen Immundefekt haben überproportional häufig Infektionen wie Bronchitis, Nasennebenhöhlen- und Ohrenentzündungen oder auch Lungen-, Knochenmarks- und Hirnhautentzündungen. Leider werden Immundefekte nicht immer sofort erkannt; ihre Symptome ähneln vielfach denen anderer Krankheiten. Das macht es betroffenen Patienten besonders schwer. Für sie beginnt eine oft jahrelange Odyssee durch Arztpraxen und Krankenhäuser. Wegen Fehldiagnosen werden sie falsch therapiert, wegen ihrer ständigen Infektionen schotten sie sich aus Angst vor weiteren Ansteckungen ab, können nicht mehr am normalen Leben teilnehmen und laufen Gefahr, sozial isoliert zu werden. Erste Symptome treten häufig schon in jungen Jahren auf. Von unbeschwerter Kindheit und ausgelassener Jugend ist dann schnell keine Rede mehr, lange Krankenhausaufenthalte und ständige Arztbesuche bestimmen das Leben. Erst die richtige Diagnose und die entsprechende Therapie ermöglichen den Patienten ein Leben, das dem von gesunden Menschen soweit wie möglich entspricht.
Ein solcher Patient ist der sechsjährige Simon. Der aufgeweckte und lebensfrohe Junge hatte Glück, denn der Immundefekt wurde bei ihm früh entdeckt. Er bekommt regelmäßig Antikörper (Immunglobuline) verabreicht, die aus dem Blutplasma anderer Menschen stammen. „Ohne diese Spritzen mit Antikörpern wäre mein Sohn ständig krank, bekäme Antibiotika, die nicht anschlagen, hätte häufig schwere Infektionen, die im schlimmsten Fall sogar tödlich enden können", erzählt Simons Mutter.
An einer seltenen Krankheit leiden auch die Zwillingsschwestern Karin und Jutta. Sie gehören zu den rund 1.600 Menschen in Deutschland, die HAE haben. Hinter diesen drei wenig bekannten Buchstaben verbirgt sich der medizinische Fachausdruck Hereditäres Angioödem.
Bei dieser Krankheit schwellen Teile der Haut und / oder der Schleimhäute sehr stark an, und neben Händen oder Füßen und verschiedenen Organen kann sogar das Gehirn davon betroffen sein. Besonders gefährlich sind diese Schwellungen, wenn sie am Kehlkopf auftreten: An den dann folgenden Erstickungsanfällen kann der Kranke im Extremfall sterben. Diese Schwellungsattacken im Bereich der oberen Atemwege sind es, vor denen sich HAE-Patienten am meisten fürchten. Warum es überhaupt so weit kommt? Im Blut von HAE-Patienten fehlt ein bestimmtes, lebenswichtiges Protein; ein Protein, das im Plasma gesunder Menschen enthalten ist und daraus entnommen werden kann. Ohne Plasmaspender hätten HAE-Patienten keine Chance, ihre Krankheit in den Griff zu bekommen, müssten mit den äußerst schwerwiegenden Symptomen und vor allem in ständiger Todesangst leben.
Auf Plasmaspenden angewiesen sind auch Menschen, die an Hämophilie („Bluterkrankheit") leiden. Bei ihnen ist die Blutgerinnung gestört, d. h. bei Verletzungen gerinnt ihr Blut nur sehr langsam oder gar nicht und die entstandene Wunde schließt sich nicht schnell genug oder nicht komplett. Starke Blutungen und Blutergüsse sind die Folge, Hämophilie-Patienten können sogar an einer harmlosen Schnittwunde verbluten. Den Symptomen vorbeugen bzw. Verletzungen behandeln können sie, indem sie ein Konzentrat der fehlenden Gerinnungsfaktoren erhalten – welches aus Blutplasma gewonnen wird.
Die Beispiele zeigen, wie enorm wichtig es ist, sein Plasma regelmäßig zu spenden. Sogar das Leben gesunder Menschen kann davon abhängen, nämlich dann, wenn sie Opfer eines Unfalls geworden sind.
Die Spende ist denkbar einfach: In rund 45 Minuten wird aus der Armvene Blut entnommen, welches in ein spezielles medizinisches Gerät läuft. Darin wird das Blutplasma direkt von den Blutzellen getrennt und gewonnen, während die Blutzellen dem Körper wieder zugeführt werden. Plasmaspenden sind also für den Körper weniger belastend als Vollblutspenden und können daher auch häufiger geleistet werden. Während man also bequem auf einer Liege liegt, ein Buch liest oder Musik hört, rettet man vielen Menschen das Leben – denn aus jeder Spende werden Medikamente hergestellt, ohne die so mancher Patient nicht mehr leben würde.
Weitere Informationen:
www.plasma-spenden.de; dort findet man auch eine Liste mit allen CSL Plasmacentern in Deutschland.