Rhesus-Prophylaxe

Die Rhesusfaktoren befinden sich auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen und sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von ihnen, der wichtigste ist der Rhesusfaktor D. Ist er vorhanden, bezeichnet man den Menschen als Rhesus-positiv, fehlt er, so ist die Person Rhesus-negativ.

Zu einer Rhesus-Sensibilisierung kann es kommen, wenn Rhesus-positives Blut auf einen Rhesus-negativen Menschen übertragen wird. Sein Immunsystem erkennt dann die Rhesusfaktoren als fremd und bildet Antikörper gegen sie. Um dies zu verhindern, ist eine passive Immunisierung notwendig.

Die meisten Rhesus-Sensibilisierungen treten bei Schwangerschaften mit einem Rhesus-positiven Kind auf. Ist eine Rhesus-negative Mutter von einem Rhesus-positiven Mann schwanger, kann dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Rhesusfaktor an das Kind vererben: Ist er homozygot – also reinerbiger Träger Rhesus-positiver Gene – wird das Kind immer Rhesus-positiv sein. Ist der Vater heterozygot – also mischerbig – liegt die Wahrscheinlichkeit der Vererbung auf das Kind immerhin noch bei 50 Prozent.

Gelangen rote Blutkörperchen eines Rhesus-positiven Fötus in den Blutkreislauf der Mutter, wird ihr Immunsystem sensibilisiert und beginnt mit der Bildung von Antikörpern. Da es in den meisten Fällen erst während der Geburt zur Übertragung von kindlichem Blut in den Blutkreislauf der Mutter kommt, besteht für das erste Kind häufig keine Gefahr. Wird die Mutter jedoch erneut mit einem Rhesus-positiven Kind schwanger, können ihre Antikörper durch die Plazenta in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen und seine roten Blutkörperchen zerstören. Dies kann unter anderem zu Blutarmut, Gelbsucht, Wassersucht oder schweren Missbildungen führen und lebensbedrohlich für das Kind sein.

Um mögliche Gefahren für die Kinder während der Schwangerschaft zu verhindern, wird allen Rhesus-negativen Schwangeren zu einer Behandlung mit speziellen Anti-D-Immunglobulinen geraten, der sogenannten Rhesus-Prophylaxe. Die Immunglobuline fangen in den Körper der Mutter gelangte rote Blutkörperchen des Kindes ab, noch bevor das Immunsystem der Mutter auf sie reagieren kann. Die Bildung von Antikörpern durch die Mutter gegen den kindlichen Rhesus-Faktor wird so verhindert.

Die Rhesus-Prophylaxe wird üblicherweise in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche durchgeführt, bei Komplikationen wie Zwischenblutungen, bei äußerer Gewalteinwirkung auf den Bauchraum sowie bei Eingriffen wie Fruchtwasseruntersuchungen auch schon vorher. Da man den Rhesusfaktor des Kindes während der Schwangerschaft nicht ohne weiteres bestimmen kann, erhalten alle Rhesus-negativen Schwangeren diese Prophylaxe. Zudem erhält die Mutter nach der Geburt eine weitere Dosis Anti-D-Immunglobuline, wenn das Neugeborene Rhesus-Positiv ist.

Neben der Rhesus-Sensibilisierung während einer Schwangerschaft kann es auch bei Bluttransfusionen bei Frauen und Männern zu solch einer Sensibilisierung kommen, wenn nämlich Rhesus-positives Blut einem Rhesus-negativen Empfänger übertragen wird. Dies geschieht aber nur in Notfällen, wenn keine passenden Rhesus-negativen Blutkonserven verfügbar sind. Auch bei der Verabreichung von solchen nicht im Rhesus-Faktor passenden Blutkonserven kann das Risiko für eine Rhesus-Sensibilisierung durch die Verabreichung von Anti-D-Immunglobulinen verringert werden.
 

Broschüre „Rhesus-Prophylaxe – Schutz für Mutter und Kind"