Fragen zu Immunglobulinen

Werden Immunglobuline ausschließlich vom Arzt verabreicht?

Wer Immunglobuline applizieren darf, ist abhängig davon, auf welchem Weg die Behandlung erfolgt. Bei Infusionen in die Vene (intravenös) oder in den Muskel (intramuskulär) darf nur der Arzt oder entsprechend geschultes Personal die Behandlung vornehmen. Die Infusion erfolgt normalerweise in der Klinik oder in der Arztpraxis.

Daneben gibt es Immunglobuline zur Anwendung unter die Haut (subkutan), die nach einer ausführlichen Einweisung vom Patienten oder seinen Angehörigen selbst gegeben werden dürfen. Dies ist dadurch auch zu Hause in Eigenbehandlung möglich. Die subkutane Immunglobulintherapie erfolgt, z.B. bei einer Antikörpermangelerkrankung, in wöchentlichen Abständen.

Wie sicher sind Immunglobuline?

Immunglobuline werden aus dem Blutplasma menschlicher Spender gewonnen. Untersuchungen auf bekannte Krankheitserreger (z.B. HIV) im Rahmen der Gewinnung des Plasmas machen die Übertragung von möglicherweise ins Plasma gelangten Erregern praktisch unmöglich. Durch verschiedene Methoden im Produktionsprozess – wie beispielsweise Filtrationen über sehr feine Filter, Säurebehandlungen oder gegebenenfalls auch chemische Verfahren – können andere, eventuell in das Plasma gelangte Krankheitserreger unschädlich gemacht werden. Die Sicherheit von Immunglobulin-Präparaten konnte so im Laufe der Jahre immer weiter verbessert werden. Seit Mitte der neunziger Jahre gab es keinen einzigen bekannten Fall einer Übertragung von Krankheitserregern durch Immunglobuline.

Die Sicherheit von Plasmaprodukten wird heute durch ausgeklügelte Dokumentationssysteme weiter erhöht. Jede verabreichte Flasche Immunglobulin kann vom Empfänger bis zum Spender zurückverfolgt werden.

Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Präparaten?

Durch die Gabe von Immunglobulinen kann die Wirksamkeit von Virus-Lebendimpfstoffen (beispielsweise gegen Masern, Röteln, Mumps, Windpocken oder Varizellen) für sechs Wochen bis zu einem Jahr beeinflusst werden. Aus diesem Grund sollten bei den meisten Immunglobulin-Präparaten zwischen der letzten Gabe und der Impfung mindestens drei Monate vergangen sein.

Ebenfalls beeinflusst werden können bestimmte Blutuntersuchungen (serologische Tests). Die Immunglobuline liegen kurz nach der Verabreichung in höherer Konzentration vor und können so das labordiagnostische Ergebnis verfälschen.

Welche Nebenwirkungen können bei Immunglobulinen auftreten?

Wie langjährige Erfahrungen zeigen, ist die Behandlung mit Immunglobulinen nebenwirkungsarm. Viele Patienten können die Therapie erhalten, ohne dass sich bei ihnen unerwünschte Begleiterscheinungen einstellen. Jedoch können auch bei Immunglobulinen solche Wirkungen auftreten. So kann es in seltenen Fällen im Zusammenhang mit der Infusion zu allergischen Reaktionen kommen, die meist leicht oder mäßig ausgeprägt sind. In einzelnen, sehr seltenen Fällen können diese allergischen Reaktionen jedoch so stark verlaufen, dass sie durch eine Behandlung unverzüglich abgemildert werden müssen. Es ist daher wichtig, dass Änderungen des Befindens, die während oder nach einer Infusion auftreten, unmittelbar dem Arzt mitgeteilt werden. Selten können nach Gabe von Immunglobulinen vorübergehend Kopf- und Gliederschmerzen auftreten sowie Rückenschmerzen, leichtes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Juckreiz. Es wurde beobachtet, dass einige dieser Nebenwirkungen vor allem auftreten, wenn Patienten das erste Mal Immunglobuline erhalten oder wenn ihre Gabe über die Tropfinfusion nicht ausreichend langsam erfolgt.

Ist die Verkehrstüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen durch die Gabe von Immunglobulinen eingeschränkt?

Nein, hier wurden bis jetzt keine Auswirkungen beobachtet.

Ich muss während meiner Schwangerschaft/Stillzeit aufgrund einer anderen Erkrankung mit Immunglobulinen behandelt werden. Kann dies meinem Kind schaden?

Da keine kontrollierten klinischen Studien hierzu vorliegen, ist eine Behandlung von schwangeren oder stillenden Frauen sorgfältig mit Ihrem Arzt abzuwägen. Aufgrund von klinischen Erfahrungen ist jedoch davon auszugehen, dass eine Behandlung mit Immunglobulinen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft, den Fötus oder das Neugeborene hat.

Ich bin schwanger und es wurde eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen mir und meinem Kind festgestellt. Nun soll ich eine Spritze dagegen erhalten. Kann dies schädlich für mein Kind sein?

Bei einer Blutgruppenunverträglichkeit ist in der Regel eine Rhesus-Prophylaxe notwendig. Die hierfür verfügbaren Immunglobuline wurden speziell für diese Behandlung entwickelt und werden seit mehr als 40 Jahren erfolgreich und sicher eingesetzt.

Wie verläuft eigentlich eine Immunglobulin-Spende?

Bei einer Immunglobulin-Spende wird der spendenden Person Blut abgenommen, da sich im Blut die Immunglobuline befinden. Dies kann entweder durch eine Vollblutspende oder eine Plasmaspende, die so genannte Plasmapherese, geschehen. Bei der Plasmaspende wird das flüssige Blutplasma, in dem sich die Immunglobuline befinden, von den festen Bestandteilen des Blutes, den Blutzellen, getrennt. Die nicht benötigten Blutzellen werden gleich wieder in den Körper des Spenders zurückgegeben. Dies ist sehr schonend für den Körper, der die entnommenen Bestandteile schnell wieder aufbauen kann.

Zu einer Plasmaspende zugelassen sind alle Personen, die

  • gesund,
  • zwischen 18 und 59 Jahre alt sind,
  • mindestens 50 kg wiegen und nicht stark übergewichtig sind,
  • genügend Immunglobuline im Blut besitzen (wird bestimmt),
  • sich in den letzten 150 Tagen keine Piercings, Tattoos oder Ohrlöcher haben stechen lassen und
  • sich ausweisen können und einen festen Wohnsitz haben.
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Zeitlich begrenzte Ausschlusskriterien für eine Spende können sein:

  • Erkrankungen
  • Schwangerschaft
  • kürzlich zurückliegende Entbindung
  • bestimmte Impfungen
  • Einnahme verschiedener Medikamente

Dadurch, dass sich bei einer Plasmaspende entnommene Bestandteile schnell wieder aufbauen, kann Blutplasma viel häufiger gespendet werden als Vollblut. Je nachdem, wie schnell sich der Körper erholt, ist dies in einem Abstand von Tagen oder wenigen Wochen wieder möglich.
Vor der Spende sollten die Spender jedoch immer daran denken, genügend zu essen und zu trinken. Insgesamt dauert der Besuch in einem Plasmazentrum etwa anderthalb Stunden. Gewürdigt wird die Bereitschaft zur Spende in Deutschland oft mit einer Aufwandsentschädigung.