Tollwut

Tollwut ist eine Krankheit, die die Menschen schon seit der Antike beschäftigt. Da eine Infektion fast unweigerlich zum Tod führt, weckt sie seit jeher die Ängste und Phantasien der Menschen. Bereits Aristoteles und Euripides befassten sich mit der Krankheit und vermuteten ihren Ursprung in der Götterwelt

Im Mittelalter glaubten viele Menschen, dass die Tollwut vom Teufel kommt. Vermutlich verdankt der Wolf seinen schlechten Ruf der Tollwut, da er eine Zeit lang Hauptüberträger der Krankheit war. Möglicherweise geht auch die Werwolflegende hierauf zurück, da tollwutkranke Menschen zum Beispiel Schaum vorm Mund haben oder sich tierisch gebärden.

Tollwut ist eine Viruserkrankung, die eine Gehirnentzündung verursacht. Am Lyssa-Virus, das ist der Erreger der Tollwut, können Tiere und Menschen gleichermaßen erkranken. In Deutschland sind die Hauptüberträger Wildfüchse und Fledermäuse, wobei Deutschland durch konsequente Impfaktionen seit 2008 den Status „tollwutfrei" bezüglich der terrestrischen Tollwut erlangt hat, da die Füchse mit Impfködern immunisiert wurden. Auch für gefährdete Haustiere wie Hunde und Katzen werden Mehrjahresimpfungen empfohlen. Die Fledermaustollwut dagegen besteht in Deutschland weiterhin.

Das Virus wird fast immer über Bisse übertragen, da sich der Erreger im Speichel des infizierten Tieres sammelt. Menschen werden in den meisten Fällen durch Hundebisse oder Bisse von Fledermäusen angesteckt. Grundsätzlich ist eine Übertragung allerdings auch durch Kontakt mit dem Speichel des Tieres (z.B. durch Lecken der Hand) möglich, wenn die eigene Haut bzw. die Schleimhäute Verletzungen aufweisen.

Ist das Virus in die Haut gelangt, vermehrt es sich und gelangt über das Innere der Nerven bis in das Rückenmark und schließlich ins Gehirn. Bis allerdings die ersten Symptome auftreten, vergehen in der Regel zehn Tage bis drei Monate. Je näher die Bisswunde am Gehirn liegt, desto schneller schreitet die Krankheit voran.

Zuerst treten Schmerzen an der Bisswunde und der gebissenen Extremität (Arm oder Bein) auf. Es kann auch zu Taubheitsgefühlen in bestimmten Hautarealen, die über die Nerven vom Virus betroffen sind, kommen. Bald danach steigern sich die Symptome, die durch den Angriff auf das zentrale Nervensystem (ZNS) ausgelöst werden, wie Lähmungen, Angstzustände, Verwirrtheit und Aufregung immer weiter bis zum Delirium. Anormales Verhalten, Schlaflosigkeit und Halluzinationen kommen hinzu. Das Sprechen und Schlucken fällt immer schwerer, da die Lähmungen auch Hals-, Zungen und Kehlkopfmuskeln betreffen. In dieser Phase kann allein der Anblick von Wasser Anfälle mit Krämpfen der Muskulatur im Bereich des Rachens und Kehlkopfs hervorrufen. Jetzt kommt es auch zur Schaumbildung vor dem Mund, da der Speichel aufgrund der Lähmungen im Rachenbereich nicht mehr heruntergeschluckt werden kann. Die Erkrankten werden so empfindlich, dass schon kleine Umweltreize wie Geräusche, Licht und Berührungen zu Wutanfällen, Schreien, Schlagen und Beißen führen. Nach Ausbruch der Symptome endet der Krankheitsverlauf unbehandelt nach circa sieben Tagen fast ausnahmslos mit dem Tod.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich weltweit circa 55.000 Menschen an Tollwut, wobei von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen wird.

Es gibt keine lebensrettende Therapie für die ausgebrochene Tollwut. Deshalb ist es bei Verdacht auf eine Tollwutinfektion umso wichtiger, rechtzeitig eine Prophylaxe zu beginnen um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern und somit den tödlichen Ausgang der Infektion abzuwenden. Hierzu wird der Betroffene direkt gegen Tollwut geimpft und erhält parallel dazu eine Injektion mit Immunglobulinen. Diese speziellen Tollwut-Immunglobuline stellen dem Körper direkt Antikörper gegen den Erreger zur Verfügung und überbrücken somit die Zeit, bis er mit Hilfe des Impfstoffes selbst welche produzieren kann.

Für Personen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Kontakt mit dem Tollwutvirus haben werden, besteht zudem die Möglichkeit einer prophylaktischen Impfung, deren Schutzdauer bis zu fünf Jahre beträgt. Diese wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch- Institut (RKI) für folgende Personen empfohlen:

  • Tierärzte
  • Jäger
  • Forstangestellte
  • Personen, die engen Kontakt zu Fledermäusen haben 
  • Personen in Laboratorien mit Tollwutrisiko

 

Aber auch Reisende in Regionen mit hoher Tollwutgefährdung sollten sich im Rahmen der reisemedizinischen Beratung über die Risiken der Tollwut und die Möglichkeit einer Tollwut-Impfung informieren. In vielen Entwicklungsländern ist im Notfall weder ein Immunglobulin noch ein moderner Impfstoff verfügbar, sondern nur veraltete Nervengewebe-Impfstoffe, die häufig starke Nebenwirkungen hervorrufen und deren Wirksamkeit zweifelhaft ist.